Alois Ammerschläger

Alois Franz Ammerschläger kam am 28. Juli 1913 in Aschaffenburg als achtes von zwölf Kindern einer Arztfamilie zur Welt. Zu der Institution Schule hatte Ammerschläger von Beginn an ein gespaltenes Verhältnis. Das königlich-katholische Gymnasium verließ er mit 17 Jahren ohne Abitur. Er begann bei einer Aschaffenburger Textilfirma ein dreijähriges Volontariat, bei dem er sämtliche Abteilungen des Geschäfts durchlief. In dieser Zeit erkannte er, wie wichtig ein gesundes Betriebsklima für den geschäftlichen Erfolg ist. Ab Anfang 1933 war Ammerschläger als Vertreter eines Kleiderfabrikanten tätig. Mit der Bahn, zeitweise auch mit dem Auto, fuhr er mit Musterkoffern über das Land und pries die Waren des Fabrikanten an.

 

Im Jahr 1935 gründete Ammerschläger zusammen mit einem Kompagnon ein Herrenmodengeschäft in Dresden. Bei „Sauter“ wurde Wert auf freundliche, individuelle und fachmännische Betreuung der Kunden gelegt. Ammerschläger entwickelte zudem innovative Werbestrategien. So konnte sich das Geschäft nicht nur in Dresden etablieren, sondern unterhielt später auch Filialen in Leipzig und Chemnitz.

Zu der Zeit des Nationalsozialismus und den Ersten Weltkrieg resümierte Ammerschläger später, dass das Wichtigste gewesen sei, rechtzeitig die Nazis in ihrem inneren Wesen zu erkennen und möglichst zu opponieren. Durch Berichte eines  befreundeten Kommunisten, der 1935 zeitweilig im KZ Dachau in „Schutzhaft“ genommen worden war, wusste Ammerschläger früh von der Existenz der Konzentrationslager, was seine persönliche Abneigung zum nationalsozialistischen System noch verstärkte. Die Reichspogromnacht 1938 erlebte Ammerschläger fassungslos, und sein Unbehagen über laute Töne und brutale Gewalt gegenüber Andersdenkenden wuchs. Bereits kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Ammerschläger zur Wehrmacht eingezogen. Aus dieser wurde er im Dezember 1940 aufgrund einer „Herzkrankheit“ entlassen, die er durch die monatelange Einnahme von Medikamenten simuliert hatte. Gemeinsam mit einem seiner Brüder hatte er diese riskante Methode ersonnen, um vom Militär wegzukommen und sein Überleben im Krieg zu ermöglichen.

In den Nachkriegsjahren widmete sich Ammerschläger, dessen Geschäfte zerstört worden bzw. wegen der unsicheren Lage nicht mehr zu halten waren, gemeinsam mit seinen Geschwistern dem Wiederaufbau des Elternhauses in Aschaffenburg und betätigte sich in der allgemeinen Zeit der Tauschgeschäfte wiederum in der Textilbranche. Nach der Währungsreform 1948 ließ sich der damals 38jährige Ammerschläger in Frankfurt am Main nieder, wo er ein neues Bekleidungsfachgeschäft gründete.

Für seine Wahlheimat Frankfurt begeisterte sich Ammerschläger sehr, und er setzte sich auf vielfältige Weise für die Stadt und ihre Bürger ein. So engagierte er sich beispielsweise für den Wiederaufbau der Alten Oper und war Förderer des Frankfurter Sports. Als Mäzen im klassischen Sinn unterstützte er Krankenhäuser, Sportmannschaften, Wohltätigkeitsveranstaltungen, war aber auch im Kleinen, abseits der prestigeträchtigen öffentlichen Scheckübergaben, finanziell unterstützend tätig. Er sah, wo Hilfe nottat und ging dabei auch schon einmal persönlich mit einem obdachlosen Menschen von der Zeil in ein Geschäft, um ihm Schuhe zu kaufen. Dieses Verständnis von unmittelbarer, anpackender Hilfe und die interessierte Hinwendung zu seinen Mitmenschen waren typisch für Ammerschläger. Geleitet hat ihn dabei nicht zuletzt der Gedanke, dass, wer besonders viel von der Gesellschaft erhalten hat, die Pflicht habe, auch besonders viel zurückzugeben.

Für den Sport hegte Ammerschläger seit seiner frühesten Jugend ein besonderes Interesse. Persönlich begeisterte er sich, dem als Arztsohn seinerzeit bereits mit 16 Jahren der Erwerb des Führerscheins gestattet worden war, für das sportliche Fahren im offenen Automobil. In der öffentlichen Wahrnehmung im sportlichen Bereich Frankfurts stach sicher das ab 1989 jährlich ausgetragene Galopprennnen um den Alois-Ammerschläger-Pokal als ein sehr deutlich sichtbares Zeichen des finanziellen Engagements hervor.

 

1982 wurde Alois Ammerschläger für seine Leistungen in Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet. Später wurde ihm auch das Große Bundesverdienstkreuz verliehen (1991). 1988 erkrankte Ammerschläger lebensgefährlich, schaffte es jedoch mit starkem Lebenswillen und konsequenter Umstellung, wieder gesund zu werden. Zur Ruhe setzte er sich allerdings nicht. Für sein unermüdliches soziales Engagement wurde er 1992 mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Im Dezember 1993 heiratete er Carola Mainusch.

 

Am 20.12.1995 trug sich der Mäzen in das Goldene Buch der Frankfurter Stiftungen ein. Zur Feier im Kaisersaal waren auf seinen Wunsch hin nur seine engsten Freunde sowie Frankfurter Schüler geladen. Zwei Tage später starb Alois Ammerschläger. Er wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben.