Das Kaufhaus Ammerschläger

Kurz nach der Währungsreform gründete Alois Ammerschläger (zunächst zusammen mit seinem jüngsten Bruder) im November 1948 ein Fachgeschäft für Bekleidung auf der Frankfurter Zeil in der Nähe der Konstablerwache. Das Kaufhaus „Ammerschläger“ wuchs in den Folgejahren kontinuierlich: War zu Beginn eine noch relativ kleine Ladenfläche von etwa 320 m² angemietet worden, erstreckte sich das Geschäft bis Anfang der 1950er Jahre auf das gesamte Gebäude, welches schließlich 1954/55 von Alois Ammerschläger erworben wurde. Dem waren längere Verhandlungen mit den Besitzern, einer von den Nationalsozialisten vertriebenen jüdischen Familie, vorausgegangen, in deren Verlauf Ammerschläger auch zwei persönliche Besuche bei der Familie Beckhardt in New York machte. Auch der Erwerb des Nebengebäudes wurde von Ammerschläger persönlich und der für ihn typischen direkten Art mit der Familie Beckmann verhandelt. Im Verlauf der Besuche in New York gelang es, als Geschäftsmann ein Vertrauensverhältnis zur Familie Beckmann aufzubauen. Ohne Belastungen durch Miete und Erbpacht konnte Ammerschläger knapp kalkulieren und sich so gegen Mitbewerber durchsetzen. Das Kaufhaus stand für qualitativ hochwertige, dennoch preiswerte Mode, wobei die dort erhältlichen Marken zum Teil exklusiv angeboten wurden und in Frankfurt in keinem anderen Modegeschäft zu erhalten waren.

Ob es um Baumaßnahmen oder um die Leitung des Einkaufs ging: Alois Ammerschläger machte alles selbst und behielt so den Überblick über sein Unternehmen. Sein geschäftlicher Instinkt, sein Fachwissen und seine Begeisterung für Mode machten ihn zu einem der wichtigsten Unternehmer auf der Frankfurter Zeil. Bis in die 1980er Jahre hinein wurde das Kaufhaus Ammerschläger stetig erweitert und modernisiert: So wurde z. B. 1966 eine einheitliche Fassade zur Zeil hin vorgeblendet und 1970 wurden Rolltreppen eingebaut. Schließlich stand eine Verkaufsfläche von über 7.000 m² zur Verfügung. „Ammerschläger“ war zu einer der ersten Adressen unter den Frankfurter Bekleidungshäusern geworden, gehörte Ende der 1980er Jahre sogar zu den führenden Konfektionshäusern in der Bundesrepublik Deutschland.

Der Wunsch Alois Ammerschlägers, sein Unternehmen an einen Nachfolger aus der Familie weiterzugeben, sollte sich jedoch nicht erfüllen. Eine zeitweilige Zusammenarbeit mit einem seiner Neffen als Geschäftsführer endete 1987. Aus der erst im Alter von 59 Jahren geschlossenen Ehe waren keine Kinder mehr hervorgegangen. Im Alter von 75 Jahren musste Ammerschläger feststellen, dass die Frage der Nachfolge und des Fortbestands seines Unternehmens nicht geregelt war. Den Fortbestand seines Lebenswerkes wollte er mit der Gründung einer Stiftung sichern.

Nach dem Tod Ammerschlägers gingen sein Vermögen sowie das Bekleidungshaus vollständig an die von ihm gegründete Stiftung. Die Geschäfte der KG wurden von seiner Witwe Carola Ammerschläger weitergeführt, ab 1996 zusammen mit dem weiteren Geschäftsführer Günter Leyendecker. Nach und nach wurde klar, dass die Millionenbeträge, die Ammerschläger im Lauf seines Lebens verschenkt hatte, nicht nur aus dem Ertrag, sondern auch aus der Substanz seines Vermögens entnommen worden waren. Trotz verschiedener Versuche, den Konkurs abzuwenden, musste das Kaufhaus am 29.01.2002 geschlossen werden.